Rafiki za Tanzania
 
Verein zur Förderung der interkulturellen Kommunikation, Bildung und Gesundheit e.V.
 

Schulgebühren für weiterführende Schulbildung

In Tanzania besteht Schulpflicht und die 7–jährige Grundschulausbildung in der "Shule ya Msingi" ist im Wesentlichen gebührenfrei. Auch für die 4–jährige Secondary School sind mit dem Schuljahr 2016 die reinen Unterrichtsgebühren abgeschafft worden. Hier und für die zum Abitur führende 2–jährige High School, zumal als Internatsschulen, entstehen aber nicht unerhebliche Kosten für Unterbringung und Verpflegung sowie Unterrichtsmaterial einschließlich Uniform. Sie betragen in staatlichen Schulen ab ca. 100 Euro im Jahr (schwankende Grundnahrungsmittelpreise!), in Privatschulen sind es schnell mal 500 und mehr Euro, die von den Eltern aufgebracht werden müssen – hier gibt es aber oft mehr oder auch besser ausgebildete Lehrer und kleinere Klassen. Damit ist der Unterricht einschließlich der Prüfungen sowie die Unterbringung abgedeckt – außer mitzubringende Materialien wie Teller, Tassen, Decken, Kopfkissen, Matratze, abschließbare Box für die persönlichen Utensilien, Hefte, Bücher usw. Vielfach wird auch ein Zuschuss zum Bau von Lehrerhäusern verlangt – zwischen 50.000 und 100.000 TSh. im Jahr, das sind ca. 25 bis 50 Euro zusätzlich; eine Gebühr für zusätzlichen Prüfungsvorbereitungsunterricht in den Ferien darf nicht mehr erhoben werden – was Lehrern geholfen hat, ihr knappes, oft mit Verspätung gezahltes Gehalt aufzubessern! Die Alphabetisierungsrate im Land ist vergleichsweise hoch, das Niveau des Bildungsstandes der Bevölkerung insgesamt bleibt aber zu niedrig. Hier wollen wir helfen gegenzulenken!

Die vollen Gebühren übernehmen wir für Kinder, die gute Aussichten auf einen erfolgreichen Abschluss einer höheren Schule haben, für die aber niemand in der Lage oder bereit ist, das Schulgeld zu zahlen. Andere Kinder und Familien bekommen entlastende Zuschüsse. Und alle, die heute von uns gefördert werden, sollen, wenn sie später einen Job haben, ebenfalls mit einem finanziellen Beitrag zur besseren Schulbildung ihrer Mitmenschen beitragen. Sie bleiben uns also später als Unterstützer verbunden – seit März 2016 gibt es den gemeinsamen Fonds für Schuluniformen.

In allen Fällen erhalten wir eine Kopie der Geburtsurkunden der Kinder und Unterlagen der jeweiligen Schulen, also Aufnahmebestätigungen, Gebührenbescheide, Zeugnisse und Reporte. Auch die Schülerinnen und Schüler selbst berichten uns von Zeit zu Zeit, damit wir möglichst immer auf dem Laufenden sind.

Angefangen hat dieses Projekt 2006, als "unser" späteres erstes Schulmädchen einer Secondary School nicht nur durch ihre Freundlichkeit auffiel. Sie arbeitete als Hausmädchen in einem Pastorenhaushalt, in dem sie immerhin Arbeit und Unterkunft sowie finanzielle Unterstützung für die zweijährige Ausbildung zur Schneiderin erhielt. Ihre Zeugnisse ließen den Besuch der weiterführenden Schule zu, aber es war niemand da, der dafür zahlen konnte. Sie ist inzwischen fertig ausgebildete Sekretärin. Andere sind ihr gefolgt und wir sind, wie bei ihr auch, nach erfolgreichem Schulabschluss weiter an ihren Seiten geblieben; selbst wenn der Weg auf eine Universität führte.

So können wir heute bereits auf gut ausgebildete junge Menschen schauen, die sich als Kinder von Rafiki za Tanzania verstehen und die ein Leben mit Beruf und regelmäßigem Einkommen führen, mit einer guten Arbeit, die sie gelernt haben, teilweise auch schon mit einer eigenen Familie: Lehrerinnen und Lehrer für Grund- oder Sekundarschule, in einem Fall auch für den Universitätsunterricht, eine Krankenschwester, Ausgebildete für den öffentlichen Dienst, Buchhaltung und Büroarbeit in privaten Firmen, einen Finanzexperten, eine Schneiderin mit eigenem Geschäft, Ticketverkäufer am zentralen Busbahnhof, einen Absolventen des Fachs Biotechnologie und Labortechnik, der sein Praktikum im Ngorongoro Crater Naturreservat absolviert hat, einen Fachmann mit Diplom in Fragen der Landwirtschaft, einen Pharmazeuten, demnächst eine Elektro-Ingenieurin und und und – es steht uns noch viel bevor! Und wir sind selbst überwältigt, was man in kleinen Schritten alles erreichen kann, um die Welt gerechter und das Leben an sich lebenswerter zu gestalten.

Es sind inzwischen ca. 100 Mädchen und Jungen und deren Familien, die auf die eine oder andere Weise durch dieses Projekt gefördert wurden und noch werden.

Stand 6/2020